Frauen fragen Peer-Unterstützung für Frauenquote in Führungspositionen

Veröffentlicht am 23.11.2012 in Aktuelles

Prominente Politikerinnen und Journalistinnen wie Anne Will, Antonia Rados oder Doris Schröder-Köpf haben im Rahmen der „Initiative ProQuote“ für diesen Samstag die Wochenendausgabe der „tageszeitung“ (taz) produziert.. TV-Journalistin Anne Will hat für die Ausgabe den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück zum Thema Frauenquote interviewt.

Die Stimmung ist gut, als Anne Will zu ihrer ersten Frage an Peer Steinbrück ansetzt. „Wir sind verwirrt, Herr Steinbrück. Seit wann sind sie eigentlich für die Frauenquote?“, fragt die ARD-Frau schmunzelnd. „Wie immer ist das auch ein Lernprozess. Vor einigen Jahren habe ich es für möglich gehalten, dass die Wirtschaft dies freiwillig bewerkstelligt. Inzwischen stelle ich fest: Sie tut es nicht. Und deshalb bin ich jetzt für eine gesetzliche Frauenquote“, entgegnet Steinbrück. Was er sich konkret vorstelle, fragt Will. Er teile die Haltung seiner Partei und das heißt: 40 Prozent in Vorständen und Aufsichtsräten, so der Kanzlerkandidat. Auch die Forderung der „Initiative ProQuote“ nach einer 30-Prozent-Quote unterstütze er.

Glaubwürdigkeit statt politischer Geschlechtsumwandlung
„Für die Parteien gibt es bereits eine Quotenregelung. Sähe es ohne diese Regelung in den Parteien in Sachen Frauenanteil genauso düster aus?“, möchte Anne Will wissen. „Vielleicht nicht ganz, denn der Druck auf die Parteien ist größer. Sie sind einem höheren Legitimationsdruck ausgesetzt. Der ergibt sich auch aus dem überwiegenden Teil der Wählerschaft. Und wenn ich es richtig sehe, ist die Hälfte der Wählerschaft weiblich“, so der Kanzlerkandidat.

Er wisse, dass er auf Frauen oft viel zu rational wirke. Gelegentlich auch zu dozierend, wenig empathisch. Aber das bedeute nun nicht, dass er sich nun plötzlich einer Art politischer Geschlechtsumwandlung unterziehen wolle. Die sei auch nicht glaubwürdig, erklärt Steinbrück sein angeblich mäßiges Verhältnis zu Frauen. „Dass Frau Merkel als erste weibliche Chefin im Kanzleramt einen Bonus hat, das kann ich mir vorstellen“, weiß der SPD-Politiker.

„Den Atem meiner Frau im Nacken“
Karriere und Familie unter einen Hut zu kriegen ist für die meisten Menschen sehr schwierig. Wie der Kanzlerkandidat dies wohl angestellt habe, möchte Anne Will wissen. „Bei dieser Frage spüre ich den Atem meiner Frau im Nacken“, sagt Steinbrück unter schallendem Gelächter. Tatsächlich habe seine Frau die Hauptlast der Kindererziehung getragen. Er war als Vater meist nur am Wochenende als Vater präsent – dann auch richtig: „Wenn ich an einem Wochenende zu Hause war und ich hatte einen Tag frei, dann gab es keinen Blick in die Akten. Außerdem wurde sehr viel gemeinsam gespielt“, erzählt Steinbrück.

Ob es im Nachhinein die richtige Entscheidung gewesen sei, seiner Frau die Doppelbelastung mit Kindern und Beruf aufzubürden und sich selbst nur punktuell um die Kinder zu kümmern, hakt Will kritisch nach. „Meine Frau war immer daran interessiert, ihren Beruf nicht aufzugeben. Und sie hat sich nie als Appendix von mir gefühlt. Das hat unsere Ehe sehr stabilisiert“, erklärt der SPD-Politiker.

„Persönliches darf auch mal frech sein".
Die SPD sei „fest in Männerhänden“, was man schon an der Troika Steinbrück, Steinmeier und Gabriel sehen könne, so Will. „Auch ihr Wahlkampfteam besteht ausschließlich aus Männern. Wenn sie doch wissen, wie skeptisch die Wählerinnen ihnen begegnen, wie konnte das passieren?“, zeigt sich die TV-Journalistin verwundert. Wenn Hannelore Kraft ihr Interesse bekundet hätte, wäre das anders gewesen, antwortet Steinbrück. Es habe sich keine Frau beworben um diese Aufgabe. „Das lasse ich ihnen nicht durchgehen, einfach nur zu sagen: Die blöden Sozi-Männer haben da ´ne andere Frau nicht rangelassen, das reicht mir nicht“, verteidigt Steinbrück den Kurs der SPD.

Dass er sich nicht verbiegen lässt, das zeigt Peer Steinbrück auch noch mal zum Ende des Interviews. Anne Will konfrontiert ihn mit einer SMS aus dem Jahr 2009. Darin soll Steinbrück an Torsten Albig während des OB-Wahlkampfes in Kiel geschrieben haben: „Toll, wir hauen Püppi aus den Pumps“. Gemeint war die CDU-Herausforderin Angelika Volquartz. Steinbrück wiegelt ab: „Mensch, das ist eine persönliche SMS gewesen, die ich auch mal frech formuliert hatte. Wir können jetzt dazu übergehen, dass alle eine hochkorrekte Sprache sprechen und dann reden wir so langweilig, dass Sie gar keine Fragen mehr haben.“