Schließung Geburtenstation nicht akzeptabel - Wir brauchen Zeit

Veröffentlicht am 17.04.2014 in Aktuelles

Wir brauchen Zeit für Alternativen und Verbesserungen zum "Sicherungskonzept".  Im nächsten Öffentlichen Klönschnack soll mit Betroffenen über Lösungsansätze diskutiert werden.

 

Nach ausführlichen und intensiven Beratungen und Recherchen seitens des SPD-Ortsvereins und seiner Fraktion, stellt die SPD Oldenburg i.H. geschlossen fest, dass das „Sicherheitskonzept“ der Sana Ostholstein GmbH nach der geplanten Schließung der Geburtenstation in Oldenburg i.H. gescheitert ist, bevor es überhaupt gestartet wurde.

Das vorgestellte „Sicherheitskonzept“ könnte vielleicht maximal ein Denkansatz in einer Vorplanungsphase sein, aber selbst dafür sei es handwerklich und inhaltlich ziemlich schlecht. Dieses müsste sich auch das Ministerium in Kiel, welches uneingeschränkte Zustimmung zu diesem „Konzept“ gegeben hat, vorwerfen lassen.  Die eklatanten und offensichtlichen Mängel dieses Papier hätten jeder damit betrauten Stelle sofort ins Auge fallen müssen.

Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Oldenburg i.H. werden alles in unserer Macht stehende tun, damit dieser Albtraum nicht wahr wird und man bis zum Sommer 2015 eine vertretbare Lösung für alle mit allen an einen Tisch gemeinsam erarbeitet. Dafür bedarf es mehr Zeit. Aufgrund der sich darstellenden möglichen akuten Gefahr für Leib und Leben sehen wir die Schließung der Geburtenstation für den 31.07.2014 für absolut gescheitert an.

Zu dem Thema veranstalten wir am Dienstag den 06.05.2014 um 19.30 Uhr eine offene Diskussionsrunde mit geladenen Gästen im OSV Sportlerheim.

 

 

 

Sicherungskonzept für die Geburtshilfe in Ostholstein ohne Sicherung?

 

Mit der Schließung der Geburtsstation in Oldenburg geht die Geburtshilfe komplett aus den Norden Ostholsteins und soll sich in Eutin bündeln. Das bedeutet für werdende Mütter eine Fahrt von bis zu 80km zur Geburtsklinik.

Laut dem Sicherungskonzept der Sana Ostholstein , welches Dr. Puke im Hauptausschuss des Kreis Ostholstein am 19. März 2014 öffentlich vorgestellt hat ( siehe Link zum Ratsinformationsystem des Kreises, Anlage 1 ) stellt dies auch zukünftig kein Problem dar.

 

https://service.kreis-oh.de/ratsinfo/sitzungen_top.php?sid=ni_2014-24-101

siehe mehrstufiges Sicherheitskonzept Geburtshilfe

 

Unsere Kritikpunkte und Fragen, die wir gerne mit den Betroffenen diskutieren möchten stellen sich wie folgt dar:

 

  • Werdende Mütter sollen künftig die Mommy App zur Verfügung gestellt bekommen, diese App gibt täglich nützliche Tipps zu typische Schwangerschaftsbeschwerden, optimaler Ernährung und Bewegung. Inwiefern das schwangere helfen soll zu entscheiden, wann Sie sich auf den Weg machen sollen in das bis zu 80 Km entfernte Krankenhaus ist leider nicht ersichtlich. Die App ist ein Lifestyle-Produkt und kein wie auch immer gearteter Ersatz. 
  • Dazu kommt ein Boarding Konzept, wie es auch in skandinavischen Ländern praktiziert wird, damit die hochschwangeren 14 Tage vor der Geburt sicher in der Nähe der Klinik untergebracht sind. Leider bedeutet dies auch 14 Tage vorher bereits weg vom Ehemann und möglicherweise auch von den Kindern zu sein. Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt die Krankenkasse auch eine Haushaltshilfe, wenn die Weiterführung des Haushaltes nicht möglich ist.
  • Das bedeutet leider auch, dass die Kosten für 14 Tage Klinik Aufenthalt in einen Appartement und die Kosten der Haushaltshilfe über die Krankenkasse bezahlt werden müssen (ob man dies bekommt ist eine Einzelfallentscheidung, da im Haushalt wenigstens ein Kind unter 14 Jahren leben muss und keine weitere Person die den Haushalt erledigen kann), was besonders kritisch ist bei einer Krankenkassenfinanzierung die auf der Kippe steht und Zusatzbeiträge die offen für freie Preiskalkulation ist. Im Enddefekt wird auch diese Leistung ein Loch in den finanziellen Rücklagen der Krankenkassen schlagen und entweder die Leistung wieder gestrichen werden oder die Beiträge erhöht. Letzteres wird natürlich nur von den ArbeitnehmerInnen bezahlt werden, da die Arbeitgeberanteile eingefroren sind. Auch wird das Boarding maximal 14 Tage vor der Geburt genehmigt und bezahlt von den Krankenkassen, was ist wenn das Kind später kommt?
  • Es soll ein Notfallkonzept greifen, sprich die Rettungsassistenten sollen im Notfall im RTW dem Kind auf die Welt helfen, Rettungsassistenten sind prinzipiell für die Geburtshilfe ausgebildet, mit insgesamt 15 Unterrichtsstunden in der Geburtshilfe (Theorie) zusätzlich absolvieren die Rettungsassistenten unterschiedliche Praktika von jeweils 60 Stunden, eines davon innerhalb der 60 Stunden auf allgemeinen Pflegestationen unter denen dann auch die Geburtshilfe dabei ist. Inwiefern das sicherer ist als betreut von Hebammen und Ärzten im Kreißsaal einer Geburtsklinik und die „Sicherheit“ erhöhen soll, ist auch nicht ersichtlich
  • dazu wird es wesentlich öfter zu Notfalleinsätzen bei Schwangerschaft kommen, da eine Geburt ein nicht planbares Ereignis darstellt. Auch die Wegstrecken der RTW werden wesentlich länger, bezahlt wird dies neben eine Zuzahlung pro Einsatz durch den Patienten von der Krankenkasse, d.h. Im Enddefekt von den Arbeitnehmern
  • des weiterem gehört zum Notfallkonzept auch der Rettungshubschrauber, da besonders die Frauen auf Fehmarn eine extrem weite Strecke zurück zu legen haben, soll der Hubschrauber sogar Nachts zum Einsatz kommen und dann maximal 45 min vom Zeitpunkt der Alarmierung bis zur Ankunft in der Klinik Eutin benötigt: FALSCH, denn zunächst benötigt der Hubschrauber eine Warmlaufzeit bevor er starten kann, dann würde er von Rendsburg nach beispielsweise Fehmarn 25-30 min Flugzeit benötigen und müsste sich einen geeigneten Landeplatz (Feld, Fußballfeld, Straße) suchen, die schwangere müsste dann mit einen RTW zum Hubschrauber gebracht werden und die Polizei gegebenenfalls die einen Platz oder Straße absperren, dann würde der Hubschrauber wiederum 15min nach Eutin fliegen würde, da Sana Eutin keinen Landeplatz hat, müsste auch hier erst ein geeigneter Landeplatz gefunden werden und die schwangere mit einen RTW zum KH gebracht werden. Schneller? Voraussetzung ist, dass kein anderer Notfall vorliegt, im Jahr 2013 wurde von Christopher 42 1436 Einsätze geflogen, 2012 waren es sogar 1592. Dazu kommt, dass die Patientin dort gerade mal soviel Platz hat still und gerade zu liegen, sollte der Geburtsvorgang beginnen hätte sie nicht die Möglichkeit zu gebären. Sicherer? Es ist auch leider höchst gefährlich eine Hochschwangere in einen Hubschrauber zu transportieren, denn aufgrund der unterschiedlichen Druckverhältnisse dürfen hochschwangere nicht mit einem Hubschrauber transportiert werden, da dies lebensgefährlich für das Baby ist.
  • Laut Sicherungskonzept der SANA, soll die Versorgung im Sana Klinikum Eutin sicherer sein, da dieses die Voraussetzungen als Pernitalzentrum Level 2 erfüllt, dies ist besser da Level 2 Zentren vier Intensivpflegeplätze für Neugeborene vorhalten. Sie sollen einfache Risikogeburten, etwa Zwillingen, oder bei Gestosen, versorgen.
  • Alter über 30 bedeutet nicht gleich Risikoschwangerschaft, erst wenn mehrere Risikofaktoren zusätzlich erfüllt sind (z.B. Komplikationen o. Erwartende Frühgeburt) ist die Versorgung in einer höheren Versorgungsstufe erforderlich http://www.g-ba.de/informationen/richtlinien/41/
  • Normale Geburtskliniken sollen nur Schwangere ohne Risikofaktoren und zeitgerechte Geburten betreuen. Dies sind ca. 90 % aller Geburten.
  • Versorgungsstufe II: Pernitalzentrum Level 2 :Die Aufnahme von Schwangeren bzw. ihre Zuweisung aus Einrichtungen einer niedrigeren Versorgungsstufe erfolgt nach folgenden Kriterien: Schwangere mit erwartetem Frühgeborenen mit einem geschätzten Geburtsgewicht von 1250 bis 1499 Gramm oder mit einem Gestationsalter von 29 + 0 bis 31 + 6 SSW,Schwangere mit schweren schwangerschaftsassoziierten Erkrankungen, z. B. HELLP-Syndrom (Hämolysis, Elevated Liver Enzymes, Low Platelets) oder Wachstumsretardierung des Fetus unterhalb des 3. Perzentils, Schwangere mit insulinpflichtiger diabetischer Stoffwechselstörung mit absehbarer Gefährdung für Fetus bzw. Neugeborenes
  • Voraussetzungen für Level 2:

Leitung der Geburtshilfe durch einen Facharzt. Hier muss einen 24h Arztpräsenz vorliegen (im Haus)

zusätzliche Rufbereitschaft eines weiteren Facharztes

zusätzlich muss die entbindungspflegerische Leitung des Kreißsaals eine Hebamme hauptberuflich machen (Übertragung an eine Beleghebamme ist zulässig)

auch hier 24 h Präsenz einer Hebamme

4 Intensivplätze für Säuglinge (Neonantologie)

eine Psychosoziale Betreuung (in Eutin ist eine Psychologische Praxis vorhanden)

Röntgengerät, Ultraschallgerät (inkl. Echokardiografie), Elektroenzephalografiegerät (Standard-EEG oder Amplituden-integriertes EEG) und Blutgasanalysegerät.

  • Laut Sana gibt es für die Oldenburger Geburtshilfeeinrichtung einen Fachärztemangel, da der Standort in dem Fachbereich unattraktiv für Fachärzte sei aufgrund der wenigen Geburten. Es wurde aber erst gar nicht nach einen neuen Arzt gesucht, und auch hier wäre es möglich die Ärzte zwischen Eutin und Oldenburg zu splitten (wird in anderen Fachbereichen bereits praktiziert)
  • Mit diesem Modell (splitten der Fachbereiche) wäre es auch möglich gewesen die Sicherheit in Oldenburg zu erhöhen
  • Warum wählen sowenig Frauen die Klinik Oldenburg? (549 Neugeborene im Einzugsgebiet aber nur 218 in Oldenburg)

Anzahl der gebärfähigen Frauen ist in letzten 10 Jahren um 17% gesunken während die Geburten im Sana Oldenburg um 60 % sanken. Gründe für sinkende Geburtenzahl? Einweisungspauschalen== Kalte Stilllegung???

  • Ist eine Wegstrecke bis zu 80 KM und Fahrtzeiten über eine Stunde (unter den Voraussetzungen kein Stau, Sturm und/oder Unwetter) medizinisch vertretbar?
  • steigende Anforderungen können angeblich nicht erfüllt werden oder wollen nicht erfüllt werden, wofür wurde der Sicherstellungszuschlag verwendet? Hier könnten sich die Vertragspartner auf ihre Rechenschaftspflicht in Bezug auf den Zuschlag berufen. Investitionen im Bereich der Geburtshilfe wurden nicht getätigt, dass bedeutet, dass die Sana Ostholstein GmbH nicht versucht hat die Geburtszahlen zu stabilisieren oder zu steigern
  • Im Konzept wird damit geworben, dass die Hebammen noch immer für eine Sprechstunde in dem Sana Klinikum Oldenburg zur Verfügung stünden, dies ist allerdings nicht mit den Hebammen abgesprochen. Schon jetzt bricht ihnen ein sehr wichtiger Teil ihrer Einnahmen weg, da die Frauen sich nicht mehr an eine Hebamme vor Ort wenden, sondern an eine am Standort der Geburtshilfe. Daher müssen auch die Hebammen ihren Unterhalt sichern und haben bereits erste Jobangebote bekommen (unter anderen Preetz), d.h. dass hier keine Hebammenversorgung vor Ort zur Verfügung stehen wird. Schon jetzt berichten die Hebammen, dass Schwangere mit Angst und Sorge bei Ihnen nachfragen, ob und wie sie sich bei Ihnen anmelden können und was nachdem 31.07.2014 passiert.

Zielsetzung:

  • Einen Aufschub der Schließung bis mindestens zum Juli 2015 beziehungsweise einen Erhalt der Geburtenstation
  • Unilaterale Gespräche über „wirkliche“ Alternativen, wie z.B. ein Geburtshaus
  • Ausschöpfen aller zivilgesellschaftlichen Mittel mit Unterstützung eines breiten Bündnisses mit z.B. Gewerkschaften, Kirchen, Vereinen